Sorgentelefon für Kinder

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Hier ist das Kinder- und Jugendtelefon, hallo!“

 

„Ich hab da ein Problem.“

 

„Ach, erzähl mal! Ich höre Dir gern zu.“

 

So oder so ähnlich beginnt meist der Gesprächseinstieg mit einem Kind, berichten die münsterschen Studenten Laura* und Jan*. Einmal in der Woche beraten sie zwei Stunden lang am Kinder- und Jugendtelefon (KJT) – zu den unterschiedlichsten Themen: Oft sei er in Liebesangelegenheiten gefragt, sagt Berater Jan. „Da kommt dann meist: Ich will mit meinem Freund Schluss machen oder er mit mir.“ In der Tat beziehen sich die rund 2.000 jährlichen Beratungen am KJT des Kinderschutzbundes Münster besonders häufig auf das Thema Partnerschaft und Liebe (rund 34%) – und dabei geht es dann schwerpunktmäßig um Liebeskummer und Sexualität. Das geht aus einer Statistik der „Nummer gegen Kummer e.V.“ hervor, die der Kinderschutzbund Münster veröffentlicht hat. Besonders häufig rufen Mädchen an (61,4 %) und Dreizehn- bis Vierzehnjährige: Jugendliche also, die sich im Übergang zwischen der Kindheit und dem Erwachsenwerden befinden. Und da türmen sich Fragen und Themen auf.

Psychosoziales, wie die Trauer über den Verlust eines Menschen, steht ganz oben auf der Liste. Fragen nach dem Sinn des Lebens werden gestellt oder die Kinder erzählen von der Einsamkeit, von Antriebslosigkeit und Langeweile. Weitere Topthemen sind Stress im Freundeskreis und in der Familie – besonders mit den Eltern. Gewalt und Sucht gehören zu den Kernthemen sowie Probleme in der Schule, der Ausbildung oder im Beruf. Manche sorgen sich um Mitschüler und Freunde und so einige Mobbingopfer suchen sich Rat und Hilfe bei den Beraterinnen und Beratern. „Meist geht es darum, dass sie irgendwie Stress mit jemandem oder irgendwas haben, aber nicht wissen, wie sie reagieren sollen“, sagt Laura.

Am KJT finden die Kinder von Montag bis Freitag zwischen 14 und 20 Uhr ein offenes Ohr für ihre Belange. Meist geht es in den Beratungsgesprächen um Situationen, die schlimm sind für die Kinder. Die Berater hören dann zu und nehmen Kummer und Sorgen ernst. Laura und Jan versuchen, den Kindern die Last von den Schultern zu nehmen, indem sie mit ihnen nach Ressourcen, also positiven Perspektiven schauen, die die Anruferin oder der Anrufer nutzen kann. In den meisten Fällen finden sich ganz in der Nähe potentielle Helfer. „Das ist dann zum Beispiel eine Mutter oder eine Schwester, die total engagiert ist oder ein ganz toller Lehrer, der an der Schule ist und zu dem das Kind gehen kann“, sagt Laura. Die Berater bilden damit eine Schnittstelle zu anderen Hilfsangeboten. Oft vermitteln sie an Familienangehörige, Bekannte oder Vertrauenslehrer und andere Pädagogen in der Schule. Aber sie haben auch Zugriff auf eine Datenbank, in der sie je nach Thema und Wohnort passende Beratungsstellen und Kontaktadressen finden und den Anrufern empfehlen können. Häufige Empfehlungen waren laut Statistik die Suchtberatung, der schulpsychologische Dienst, das Jugendamt, Schwangerschaftsberatungen, die Polizei und die Rechtsberatung.

In vielen Fällen wollen die Kinder erstmal nicht, dass Eltern oder Bekannte von ihrem Thema erfahren. Das KJT biete für alle Themen anonyme, kostenlose und niedrigschwellige Unterstützung, sagt Dieter Kaiser, der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Münster. Ein anonymer Anruf beim KJT könne der erste Schritt zur Lösung eines Problems sein. „Die Kinder müssen in keine Augen schauen und keine Türen öffnen, um in Kontakt mit uns zu kommen“, sagt Kaiser. Ebenso wenig müssen sie befürchten, dass die Eltern von einem vertraulichen Anruf erfahren. Denn ein Anruf beim KJT wird nachher nicht im Einzelverbindungsnachweis in der Telefonrechnung aufgeführt. 

Das KJT ist ein flächendeckendes Angebot von „Nummer gegen Kummer e.V.“ und seinen Mitgliedsorganisation – meist die Ortsverbände des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), wie in Münster. Das Angebot gibt es mittlerweile an rund 85 Standorten in Deutschland und ist für Kinder aus dem ganzen Bundesgebiet erreichbar. Um allen Kindern, auch denen, die nicht sprechen können oder wollen, Zugang zur „Nummer gegen Kummer“ zu verschaffen, gibt es mittlerweile auch ein Online-Angebot mit Beratungen via E-Mail in einem passwortgeschützten Raum. Für die Jüngeren, die noch zu klein zum Telefonieren und E-Mail-Schreiben sind, wurde ein Elterntelefon eingerichtet. Hier erhalten die Eltern helfende und unterstützende Beratung, die in erster Linie dem Kindeswohl dienen soll.

Die Beraterinnen und Berater gehen dabei behutsam vor, wollen den Kindern und auch den Eltern nichts aufzwingen. „In erster Linie wollen wir dem Anrufer das Gefühl geben, dass ihm jemand zuhört und man mit ihm gemeinsam Lösungen entwickeln möchte“, erklärt Jan. Das Motto der Berater lautet: Einfühlsam sein, am anderen Interesse zeigen und ganz wichtig: keine Ratschlagmaschine sein. „Ratschläge sind auch Schläge“, sagt Laura, „weil die ja nur für mich persönlich gelten können. Aber ich weiß ja nicht, was für den anderen gut ist.“

Wie das Beraten geht, haben Laura und Jan in einer einjährigen Schulung in systemischer Gesprächsführung gelernt. Die Schulung des münsterschen Kinderschutzbundes wird in Kooperation des DKSB und der Paritätischen Akademie NRW veranstaltet und vom Land NRW finanziert. Durch die intensive Schulung und die Beratungen konnten Laura und Jan viel für ihr eigenes Leben dazu lernen, sagen sie. Gelernt hätten sie etwa, ihre eigenen Anteile zu reflektieren und zurück zu stellen, um sich vorbehaltlos auf die Probleme des Gesprächspartners einlassen zu können und seine Anliegen in den Mittelpunkt zu rücken. Auch im Privaten hätten sie mittlerweile so manches aus ihrem Wortschatz gestrichen: „Ich, ich, ich, ich“, lacht Laura. „Das musst du so machen!“, ergänzt Jan.

Die erlernten Methoden zur Wahrung des inneren Abstandes sind wichtig. Denn nicht selten werden die Berater von den Anrufern herausgefordert: dann, wenn es Scherzanrufe hagelt. Viele Jugendliche nutzten das Telefon nämlich für Streiche – oft um Grenzen auszutesten, sagt Beraterin Laura. Dennoch nimmt sie jeden Anruf ernst. „Auch wenn klar ist, dass die Kinder Blödsinn erzählen und man hört, dass sie sich im Hintergrund kaputtlachen“, sagt Laura. „Wir machen das aus einem bestimmten Grund“, fügt Jan hinzu, „durch das Ernstnehmen sollen die Kinder merken, dass ihnen sogar bei einem Scherzanruf jemand zuhört und rufen wieder an, wenn wirklich was ist.“

Die Berater sind sich einig: Für die Herausforderungen eines solches Ehrenamtes braucht es Leidenschaft für die Sache, die Freude daran, mit ganz unterschiedlichen Themen konfrontiert zu werden, ein bisschen Humor, Empathie und Mitgefühl – und ganz wichtig: Offenheit für andere Menschen und andere Lebenssituationen. Für Jan sind die wöchentlichen Beratungen immer wieder eine Bereicherung: „Ich freue mich jede Woche wieder hierhin zu kommen und zu gucken, was die Kids Neues auf dem Herzen haben.“

*Name von der Redaktion geändert

 

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